Die Spreuerbrücke
Die kleine Schwester der Kapellbrücke lockt mit Totentanzbildern und einer Kapelle.
Sie ist die «jüngste» der Luzerner Holzbrücken. Die Bilder der Spreuerbrücke symbolisieren den Totentanz.
Die Geschichte der Spreuerbrücke ist eng mit den städtischen Mühlen verbunden. Diese standen im 13. Jahrhundert am Ort des heutigen Mühlenplatzes und auf Inseln in der Reuss. Der ältere Brückenteil auf der Nordseite führte damals etwa bis zur Mitte der Reuss und diente als Zugang zu den Mühlen. Der sogenannte Mühlesteg war noch vor Hof- und Kapellbrücke fertiggestellt worden.
Pläne für eine Verlängerung der Brücke über den gesamten Fluss kamen erst Ende des 14. Jahrhunderts mit dem Wachstum der Stadt Luzern auf: Etwa zeitgleich mit der Errichtung der Museggmauer wurde die Spreuerbrücke komplettiert. 1408 war sie erstmals als vollständige Brücke über die Reuss erwähnt. Sie stand nicht mehr nur in Diensten der Mühlen, sondern diente zusätzlich als Wehrgang.
Mühlesteg bis zur Mitte der Reuss
Erste Erwähnung als komplette Brücke
Hochwasser beschädigt den Südteil der Brücke stark
Der Bilderzyklus entsteht
…auf der Spreuerbrücke der kleine hölzerne
Erker mit Spitzgiebel und Fähnchen,
der hundert Jahre später zur Kapelle wird.
Die Mühlen sind für den Namen «Spreuerbrücke» verantwortlich. Die Spreu ist ein Nebenprodukt der Müllerei. Weil die Arbeiter die Spreu oft von der Brücke in die Reuss kippten, um sie zu entsorgen, bekam die Brücke den Namen «Spreuerbrücke». Während die nördliche Hälfte der Spreuerbrücke im Zuge von Umbauten an den Mühlen immer wieder Veränderungen ausgesetzt war, blieb die später gebaute, südliche Hälfte praktisch unverändert. Von der ursprünglichen Länge von 112 Metern sind heute deren 81 übrig. Noch heute ist ersichtlich, dass die Spreuerbrücke aus zwei klar getrennten Teilen besteht.
Der Bilderzyklus der Spreuerbrücke symbolisiert den Totentanz und entstand zwischen 1616 und 1637. Wahrscheinlich umfasste der Zyklus ursprünglich 71 Dreieckbilder. Diese erzählen von Begegnungen der Lebenden mit den Toten. Als in den Jahren 1780 und 1785 die Spreuerbrücke auf der Seite des Mühlenplatzes begradigt und verkürzt wurde, mussten einige Bilder weichen. 45 Giebelbilder sind heute auf der Brücke zu sehen. Weil auf den Bildern der Tod omnipräsent ist, wird die Brücke im 19. Jahrhundert auch Totenbrücke genannt. Der Name setzte sich allerdings nicht durch.
Eine Besonderheit der Spreuerbrücke ist die Kapelle auf der Südhälfte der Brücke. Seit 1568/69 ziert ein erkerartiger Holzaufbau mit Spitzgiebel und Fähnchen die Brücke. Zuerst als Schutzhütte gegen Wind und Wetter genutzt und mit einem Heiligenbild ausgestattet, entwickelt er sich zur Kapelle. 1669 wurde der Anbau erstmals als Kapelle erwähnt und trägt den Namen «Maria auf der Reuss». Sie wird im Laufe der Jahre ausgeschmückt: 1890 mit der heutigen Front, einer Neurenaissance-Wand, und 1905 mit den seitlichen Glasgemälden, die den Heiligen Mauritius und die Heilige Katharina zeigen.
In der touristischen Bedeutung steht die Spreuerbrücke im Schatten der Kapellbrücke. Doch auch sie weiss zu begeistern: Als die englische Künstlerin Mary Hemsworth (1869–1940) von ihrem Besuch in Luzern heimkehrte, liess sie auf ihrem Anwesen in Yorkshire die Spreuerbrücke originaltreu nachbauen.
Heute ist die Spreuerbrücke ein beliebter Fussgängerweg. 8400 Menschen überqueren täglich die Reuss zwischen Mühlenplatz und Historischem Museum.
Erste Erwähnung der Kapelle
Begradigung und Verkürzung der Spreuerbrücke
Brände bei den Mühlen
Die letzte Mühle wird abgetragen