Header

Die Bilderwelten der Spreuerbrücke

Wo Skelette tanzen und die Reuss rauscht

Auf den Dreieckbildern der Spreuerbrücke ist der Tod allgegenwärtig. Die Motive symbolisieren den Totentanz.

Spreuerbrucke-Luzern-_AN_0163_web-1990×1000

Niemand ist vor dem Tod sicher

Seit rund 400 Jahren hängen bemalte Holztafeln im Dachgebälk der Spreuerbrücke und erzählen von Begegnungen zwischen Lebenden und Toten.

Erste Bilder wurden um 1616 auf der Spreuerbrücke aufgehängt, die übrigen mit Jahreszahlen versehenen Tafeln datieren zwischen 1630 und 1637. In diesem Jahr erschien auch die erste Publikation über die Verse auf den Bilderrahmen. Damals bestand der Zyklus mit grösster Wahrscheinlichkeit aus 71 Bildern.

Renovationen und Veränderungen

Immer wieder wurden die der Feuchtigkeit ausgesetzten Bilder renoviert. So von 1727 bis 1730, um 1858 und 1924/25. Dabei wurden zwar Details verändert, die Bildinhalte sind aber bis heute erhalten. 1743 waren die Verse kaum mehr lesbar. Deswegen erhielt der Priester Jost Franz Halter den Auftrag, die Sprüche zu verbessern. Einige Bilder gingen 1785 verloren, als die Spreuerbrücke verkürzt wurde.

Kaspar Meglinger…

…darf als Hauptmeister des Zyklus’ der Spreuerbrücke bezeichnet werden.

Der Kreislauf der Schöpfung ist gerade auch auf der Spreuerbrücke spürbar, wo der Strom des Wassers rauschend vorbeizieht.

Heinz Horat, Kunsthistoriker und Buchautor

Angefangen bei Adam und Eva

Der eigentliche Totentanz-Zyklus beginnt auf der Seite des Herrenkellers mit dem Totenreigen, dem Sündenfall und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Auf den Tafeln 4 bis 27 wechseln sich die kirchlichen und weltlichen Würdenträger in hierarchischer Reihenfolge ab. Die Tafeln 28 bis 49 stellen die Stände dar, vom Doktor bis zum Weltmann. Die Tafeln 50 bis 57 nehmen das Thema der Lebensalter auf, vom Kind bis zur Greisin. Auf den Tafeln 58 bis 63 wird die Reihe der Stände fortgesetzt. Auf der Tafel 64 endet die soziale Leiter und kommt mit dem Narrentanz auf das Motiv des Reigens zurück. Die Tafeln 65 bis 67 schliessen den Zyklus mit Themen der Endzeit: der Gang der Zeit, die Auferstehung der Toten, das Jüngste Gericht.

Der Abbildung von Alltagsszenen verpflichtet

Für zwei Tafeln wird der zu seiner Zeit bekannteste Luzerner Maler Kaspar Meglinger 1632 von der Obrigkeit bezahlt. Die letzte Tafel war von ihm signiert worden. Darum und aus stilistischen Gründen darf er als der Hauptmeister des Zyklus› bezeichnet werden, wobei bestimmt auch viele Malerkollegen beschäftigt wurden. Für seine Bilder verwendete Kaspar Meglinger zahlreiche grafische Vorlagen. Der Totentanz von Hans Holbein dem Jüngeren spielte eine wichtige Rolle. Auch ganz andere Werke, etwa jene der Münchner Werkstatt Sadeler, kombinierte Meglinger mit seinem Schaffen. Dass er der damals modernen Genremalerei verpflichtet war, zeigt sich in den zahlreichen Szenen des alltäglichen Lebens, die er mit den Porträts der Auftraggeber versah.

Der Weg vom Herrenkeller zum Mühlenplatz –
vom linken zum
rechten Reussufer

Gemälde aus dem Bilderzyklus der Hofbrücke

spreuerbruecke-dreiecksbild-00-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-00-a-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-00-b-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-01-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-03-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-04-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-05-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-06-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-07-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-08-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-09-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-10-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-11-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-12-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-13-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-14-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-15-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-16-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-17-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-18-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-19-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-20-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-22-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-23-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-24-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-25-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-26-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-27-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-28-a-1400×953
Der Fähnrich
spreuerbruecke-dreiecksbild-31-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-32-1400×953

Wilde Männer als Schildhalter

Zwei wilde Männer, Symbolfiguren der Stärke und Freiheit, flankieren die Wappenpyramide mit den Luzerner Standesschilden sowie dem deutschen Reichsschild mit Doppeladler und Reichskrone. Der Lebensbaum und die Totenlaterne nehmen das Thema des Bilderzyklus’ auf.

Das Totenschiff greift das Schiff der Lebenden an

Diese und die nächste Tafel sind vom päpstlichen Nuntius Ranuccio Scotti gestiftet. Das viel besser ausgerüstete Schiff der Toten greift das Schiff der Lebenden, das römische Kirchenschiff, an. Das Bild ist vom Luzerner Maler Johann Jakob Wysshaupt signiert.

Matteo Visconti überreicht Alberto Scotti sein Szepter

Dieses Bild stellt eine berühmte Episode aus der Geschichte der Stifterfamilie Scotti dar: 1302 musste sich Matteo Visconti, der Herr von Mailand, seinem Gegner Alberto Scotti, Herr von Piacenza, ergeben. Der Tod steht dabei: «Alle Szepter sind meinem Reiche schuldig.»

Der Tanz der Toten

Die Toten tanzen im Kreis. Sie schwingen Todesattribute: Hacke, Spaten, Pickel, Schaufel, Sense, Sanduhr, Pfeil und Bogen. Einer spielt den Triangel, ein anderer bläst die Längstrompete, ein Symbol der Fama, des vergangenen Ruhmes.

Die Vertreibung aus dem Paradies

Nach dem Sündenfall werden Adam und Eva vom Erzengel Michael aus dem Paradies vertrieben. Mit der Erbsünde ist der Tod in die Welt gekommen. Er spielt auf einem Xylophon und schreitet dem ersten Menschenpaar voraus.

Der Papst

Mit dem Rücken zum Kirchenvolk steht Papst Urban VIII. am Altar und zelebriert die Messe. Ein Toter ist Messdiener, ein zweiter schleicht mit der Lanze heran, um den Papst abzuholen.

Der Kaiser

Der Kaiser steht mit Gardisten und Höflingen auf einem Treppenpodest. Er trägt spanische Mode und die österreichische Kaiserkrone, die Kaiser Rudolf II. 1602 anfertigen liess. Der Tod begleitet ihn als Hofbeamter. Er zeigt das Zeremonienschwert und weist auf das Kloster.

Die Kaiserin

Über die von einer Balustrade gefasste Terrasse schreitet die prunkvoll gekleidete Kaiserin mit ihrem Gefolge. Auch die Hofdamen sind herausgeputzt. Voraus geht der Tod als kaiserlicher Herold. Ein zweiter Toter im Kostüm des Hofnarren trägt den Mantelsaum.

Der Kardinal

Der alte Kardinal liegt im Sterben. Der Arzt beruhigt den Würdenträger, ein Priester kniet an seinem Bett, andere Männer beten. Eine Sanduhr liegt umgestürzt am Boden. Aus dem Hintergrund tritt der Tod in das Schlafzimmer.

Der König

Obwohl der stark bewehrte König von seinen Soldaten umgeben ist, greift ihn der Tod im Galopp an und stösst ihm das Schwert in die Brust. Eine wilde Reiterschlacht tobt, doch die menschliche Übermacht kann den Tod in seinem Tun nicht hindern.

Die Königin

In ihrem Renaissanceschloss wird die Königin von den Hofdamen festlich eingekleidet. Neben dem Vorhang tritt der Tod als Kammerzofe hervor, hebt das Stundenglas empor und legt die Rechte auf die Schulter der Königin.

Der Bischof

Der Bischof sitzt auf seinem Thron und scheint als Richter einen Streit zu schlichten. Kirchliche und weltliche Würdenträger haben sich zur Audienz eingefunden. Von hinten sind zwei Tote an den Bischof herangetreten. Grinsend flüstern sie sich zu.

Der Herzog

Der Herzog bangt um sein Leben. Der lorbeergeschmückte Tod tritt dem Würdenträger entgegen und verhöhnt Ruhm und Ehre, die der Vergangenheit angehören. Ein zweiter Toter spielt mit der Viola da Braccio zum Tanz auf.

Die Herzogin

Die Herzogin ist in der Burghalle zusammengebrochen. Ein Mönch kauert mit dem Sterbekreuz neben ihr, die weinenden Hofdamen sinken in die Knie. Der Tod als Ritter, mit Sturmhaube und rotem Federbusch, steckt nach getaner Arbeit das Schwert wieder in die Scheide zurück.

Der Abt

Dem Benediktinerabt begegnet der Tod auf freiem Feld vor dem Kloster. Als Türke in ein rotes Tuch gekleidet, hebt er den Bogen und spannt den Pfeil, ein zweiter Toter spielt die Laute. Vor der Klosterkirche predigt ein Mönch.

Die Äbtissin

Auf einer Terrasse wandelt die Äbtissin mit ihren Zisterzienserinnen im Sonnenlicht. Ein Toter sitzt auf dem Boden und bläst das Krummhorn, ein anderer spielt die Harfe. Der dritte ergreift die Äbtissin am Gewand und hüpft mit dem Krummstab davon.

Der Graf

Der als Landsknecht in ein tailliertes Wams mit geschlitzten Ärmeln und engen Kniehosen gekleidete Tote holt zum Todesstoss aus. Schild- und panzerbewehrt wendet sich der Graf seinem Gegner zu, unterstützt von seiner Garde.

Die Gräfin

Als rot gekleideter Kutscher schwingt der Tod über zwei Pferden die Peitsche und führt die Gräfin im Wagen über Land. Ein zweites Skelett steht als Lakai hinten auf dem Trittbrett und spendet mit dem Sonnenschirm Schatten.

Der Propst

Der Propst liest im Gebetsbuch. Er trägt den Chorrock und die pelzbesetzte Cappa, auf dem Kopf das schwarze Barett. Der eine Tote spielt den Krummen Zink, der andere, der Totengräber, betrachtet den Propst durch die Lupe.

Der Pfarrer

Als Ministrant mit der Glocke und der brennenden Laterne schreitet der Tod dem Pfarrer voraus. Unter den Arm hat er das Versehbesteck für die Krankensalbung geklemmt, der Pfarrer trägt die Hostienmonstranz. Am Weg kniet ein festlich gekleidetes Paar, wohl die Bildstifter.

Der Mönch

Der Benediktinermönch liegt auf dem roten Kissen im Sterbebett. Seine Mitbrüder sind betend an das Bett getreten, einer hält eine brennende Kerze. Ein in ein Totenhemd gekleidetes Skelett hat den Mönch an den Schultern gefasst, das zweite bricht den Stab.

Die Priorin

Die Priorin sinkt an ihrem Betstuhl zusammen, während zwei Tote ihren Bettvorhang zurückziehen. Die Zelle ist hübsch ausgestattet. Zwei Tauben turteln am Boden. Auf dem Fensterbrett steht eine Zimmerpflanze, daneben hängt ein Vogelkäfig.

Der Edelmann

Der reitende Edelmann wird auf der Jagd von zwei Toten mit der Armbrust aus dem Hinterhalt erschossen. Die Erwähnung des «Pfauenwadels» könnte bewusst an die Tell-Gessler-Sage, an die Szene in der Hohlen Gasse in Küssnacht, erinnern.

Die Edelfrau

In einer Renaissancestadt spaziert die vornehm gekleidete Edelfrau mit Amme, Kind und Gefolge. Als Vogelfänger bietet ihr der Tod aufgebundene Vögel an. In barocken Predigten wurde der Tod als Vogelfänger bezeichnet.

Der Schultheiss

Vor den Stadtmauern ist der Schultheiss mit Ratskollegen unterwegs. Ein Toter tritt als Bote an ihn heran und überreicht ihm einen Brief. Ein zweiter Toter im dunklen Ratsherrengewand wägt den Schultheissenstab gegen den Pfeil ab.

Die Ratsherren

In der mit Vorhängen unterteilten Säulenhalle debattiert der Rat. Der Tod tritt als Bote in die Runde und überreicht dem am Tisch sitzenden und protokollierenden Schreiber das besiegelte Todesurteil. An seiner Seite hängt ein Signalhorn.

Der Ritter

Der Malteserritter wird von drei als Türken gekleideten Toten überfallen. Gleich neben dem Toten hinten rechts wird der Bildstifter sichtbar. Im Bildhintergrund trägt ein weiterer Toter ein Duell gegen einen Ritter aus.

Der Richter

Das Gericht befindet über einen Angeklagten. In das Richterkollegium hat sich ein Toter eingeschlichen. Während ein weiterer Toter dem Vorsitzenden den Richterstab wegnimmt, ergreift ein dritter Toter den Angeklagten, dessen (Bettel-)Stab bricht.

Der Uhrmacher

Dieses Bild dürfte 1747 die Tafel des Doktors ersetzt haben. Zwei Tote sind in die Werkstatt des Uhrmachers getreten. Der eine zeigt die Sanduhr und weist mit einem Turmuhrzeiger auf ein Kind. Dieses schläft in der wie ein Sarg gestalteten Wiege. Ein zweiter Toter spielt den Triangel.

Der Fähnrich

Der nackte Tod entreisst dem Fähnrich das Feldzeichen der Eidgenossen, das rote Banner mit dem weissen Kreuz. Die Hauptfigur dürfte den Stifter des Bildes darstellen.

Der Advokat

Vor einer Stadtmauer sitzt der Advokat auf einer Kiste. Er nimmt vom geckenhaften Patrizier Geld an. Den armen Bauer lässt er im Ungewissen. Drei Tote stürzen sich auf den Advokaten, reissen ihm die Brille von der Nase und zeigen ihm die Sanduhr.

Der Philosoph

In einem grossen Saal sitzt der Philosoph am Pult. Er leitet gestikulierend ein wissenschaftliches Streitgespräch. Unter die Studenten haben sich zwei Tote gemischt. Ein dritter reisst dem Gelehrten das Scheitelkäppchen vom Kopf.

Der Weg vom Mühlenplatz zum Herrenkeller –
vom rechten zum linken Reussufer

spreuerbruecke-dreiecksbild-33-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-34-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-35-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-36-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-38-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-39-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-40-1400×953
Der Jäger
spreuerbruecke-dreiecksbild-42-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-43-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-44-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-45-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-46-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-47-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-48-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-49-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-50-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-51-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-52-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-53-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-54-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-55-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-56-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-57-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-58-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-61-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-62-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-65-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-66-1400×953
spreuerbruecke-dreiecksbild-67-1400×953

Der Astrologe

Das einzige Nachtbild des Zyklus’ zeigt den Astronomen oder Astrologen auf einer Terrasse sitzend, vertieft in die Beobachtung der Gestirne. Zwei Tote treten an ihn heran, der eine mit Buch und Zeichenbrett, der andere mit Totenkopf und Sehrohr.

Der Kaufmann

In stark erhöhter Position, vor einer weiten Flusslandschaft mit schwer beladenen Wagen und Frachtschiffen, tritt der als Händler aus dem Osten gekleidete Tod vor den Kaufmann. Er weist ihn auf jenes besondere Behältnis hin, das sein Kollege soeben mit dem Kreuz bemalt.

Der Schreiber

In einer dunklen Pfeilerhalle sitzt der Ratsschreiber am Pult und schreibt mit der Gänsefeder das Testament, das ein Patrizier in Anwesenheit seiner Frau diktiert. Der Tod besiegelt ein anderes Testament, das eben aufgerollte des Schreibers.

Der Baumeister

Auf der Baustelle herrscht Hochbetrieb. Am Tisch steht der Baumeister und erklärt mit dem Zirkel dem gekrönten Tod den Bauplan einer hier entstehenden Kirche. Da stösst ihm ein zweiter Toter die Hellebarde in den Rücken. Der Bildstifter schaut der Szene zu.

Der Reiter

Vor einer turmbewehrten Stadt tobt die Schlacht. Der Reiter sprengt im Galopp davon. Ein nackter Toter ist hinten auf das Pferd gesprungen und erschlägt den Krieger mit einem Gewehr, obwohl dieser noch den Degen gezogen hat. Der Stifter war Hauptmann.

Der Maler

Im Atelier des Malers sind Kollegen versammelt. 1637 haben sie in der Hofkirche gearbeitet, wie die Inschrift über dem Fenster erwähnt. Sie sind namentlich bekannt. Der Maler an der Staffelei ist Kaspar Meglinger, der Hauptmeister des Zyklus’. Der Tod reibt ihm die Farben.

Der Bildhauer

In seiner Werkstatt arbeitet der Bildhauer an einem Werkstück, da wird er vom Tod erstochen. Sein Schüler bemerkt nichts vom Vorfall und arbeitet an der eingespannten Statue weiter.

Der Jäger

Ein Teil einer Jagdgesellschaft versammelt sich am Waldrand zum fröhlichen Fest. Der nackte Tod tritt mit einer Art Feldflasche heran und holt den Jäger aus der Runde. Die Dargestellten sind Mitglieder der Stifterfamilie Zur Gilgen.

Der Goldschmied

Diese Tafel gibt den Blick frei in die Werkstatt und den Verkaufsladen des Goldschmieds. Ein Toter kredenzt einen Totenkopfpokal in der Form eines «Trinkspiels», der andere droht mit der Feuerzange. Kunden blicken aus dem Bild auf die das Bild Betrachtenden.

Der Bader

Der über einer Flusslandschaft sitzende Mann wird vom Bader zur Ader gelassen. Der Tod als Gehilfe hält eine Schale, in die das Blut fliesst. Zahlreiche Symbole der Vergänglichkeit, die schwarz gekleideten Kinder, das Windrad und der Spiegel sind im Bild vereinigt.

Der Krämer

Dichter Wald bedrängt die Landstrasse, auf der der Krämer unterwegs ist. Sein Traggestell ist schwer beladen. Aus den Büschen stürmen zwei Tote als Wegelagerer und fallen über den Krämer her. Ein Reiter hat den Degen gezogen, um die Räuber zu vertreiben.

Der Fischer

Der hochgehende Fluss strömt aus dem Gebirgstal in die weite Ebene. Zwei Fischer sind zu Wasser mit dem Einholen der Netze beschäftigt. Zwei andere arbeiten am Ufer. Zu ihnen haben sich die Toten gesellt und fangen mit Netzen Krebse, die sie in einen Holzbottich legen.

Der Soldat

Das Heer steht zum Kampf bereit. Die Artillerie schiesst aus allen Rohren gegen die erhöht gelegene Burg. Im Vordergrund kämpft der Soldat gegen den Tod. Der eine Tote hat mit dem Degen zum entscheidenden Stoss ausgeholt, während der andere Tote sein Gewehr anlegt.

Der Gärtner

In einer aus Versatzstücken zusammengesetzten Landschaft will der Gärtner dem Wasser ausweichen, den der Tod aus einer Giesskanne höhnisch lächelnd über ihn ausgiesst. Ein barockes Emblem weist darauf hin, das zu viel Wasser die Pflanzen eingehen lässt.

Der Bauer

Dieses vielfach stark renovierte Bild zeigt den Bauern mit einer Kuh, die von einer Frau gemolken wird. Der Bauer weist auf den Tod, der sich auf die Sense stützt und einen Krug bringt, um ihn mit Milch füllen zu lassen.

Der Weltmann

Der Aristokrat, im Spruch «Weltmann» genannt, hat den Degen gezogen, um sich des ihm in die Zügel fallenden Todes zu erwehren. Dieser zeigt ihm den auf einem Schädel ruhenden Globus als instabile Glückskugel. Sie könnte jederzeit vom Kopfe rollen.

Das Kind

Auf dem Boden kniet eine junge Frau. Sie hat die Laken zurückgeschlagen. Das Kind steigt nackt aus der Wiege, um mit einem Apfel in der Hand fröhlich dem Tod zu folgen. Traurig und hilflos steht die Mutter mit zwei weiteren Kindern neben der vermeintlich burlesken Szene.

Der Knabe

Dem Schüler entreisst der Tod den mit einem Hirsch verzierten Schulsack und schlägt ihn mit der Rute. Wehklagend hat der junge Mann die Arme erhoben und schwingt ein schwarzes Tintenfass. Links präsentiert sich das Stifterpaar mit seinen zwei Kindern.

Der Jüngling

Eine noble Tischgesellschaft hat sich versammelt, um auf ein langes Leben des Jünglings anzustossen. Schon hat der grinsende Tod dem jungen, vornehm gekleideten Patrizier den Federhut vom Kopf gerissen. Ein zweiter Toter begleitet den Harfenspieler auf der Laute.

Die Jungfrau

Die Jungfrau stickt an einem fein gewobenen Tuch. Ein Toter mit dem Spitzenhäubchen auf dem Schädel gibt sich als Magd zu erkennen. Er weist die junge Frau auf seinen Kollegen hin, der sie zum Tanz erwartet. Der dritte Tote spielt die Laute und tanzt zu seiner eigenen Musik.

Zwei Liebende

Das Liebespaar hat sich zum Stelldichein im Garten des Schlosses getroffen. Musikanten spielen mit Laute, Harfe, Zugtrompete, Viola da Braccio und Viola da Gamba zum Konzert auf. Der Tod hat sich dazugesellt und spielt die Schalmei. Das dargestellte Stifterpaar hat sich 1635 vermählt.

Das Brautpaar

Die Hochzeitsgesellschaft ist versammelt. Sie erwartet das Brautpaar, das vom Priester vermählt wird. Der Tod erhält einen Schlüssel, da nur er die Ehe lösen kann. Unter dem Arm hat er eine Viola da Braccio, um am Fest aufzuspielen, in der Hand hält er die Sense.

Der Greis

Das nur als Ruine überlieferte Bild zeigt den Greisen in dunklem Gewand. Der Tod legt ihm eine Hand auf die Schulter und weist ihn auf das offene Grab hin. Ein zweiter Toter trägt den Sarg und stützt sich auf einen Stock.

Die Greisin

Die Greisin scheint zu schlafen. Aus dem Dunkel hält ihr ein Toter das Sterbekreuz hin, ein zweiter Toter sitzt vor einem Buch, trägt das Barett und die Brille des Arztes und spielt mit den Krücken. Zwei Kapuziner stehen am Bett und spenden der Sterbenden die letzte Ölung.

Der Müllerknecht

Drei Wasserräder treiben die Mahlwerke der Mühlen. Der Müllerknecht ist mit einem Kornsack unterwegs. Da tritt ein Toter mit dem Getreidemass und dem Stab vor ihn und hindert ihn am Weitergehen. Ein zweiter Toter nimmt ihm lachend den Sack ab.

Der Marktschreier

Auf dem Marktplatz eines Städtchens hat der Marktfahrer seinen Tisch aufgestellt. Der staunenden Menge zeigt er ein Fläschchen mit dem Lebenselixir. Als Gehilfe des Marktschreiers ist der Tod dabei. Er hält die Sense und hält grinsend seine eigene Mixtur hoch.

Der Landstreicher

Das junge Landstreicherpaar ist unterwegs. Die Frau hat sich eine Drehleier umgehängt, am Gürtel des Mannes baumelt ein gestohlenes Huhn. Tote als Häscher und Gerichtsdiener nehmen sie gefangen. Sicher ist das vielgereiste Stifterpaar hier porträtiert.

Kronos, die Zeit

Kronos, der Greis mit der Sanduhr als Krone auf dem Kopf, schwingt die Sense und schreitet über die Utensilien des Lebens hinweg. Ein Engel bläst die Trompete der Endzeit. Der Dreifachpfeile schiessende Tod dringt unvermittelt und machtvoll in die Menge.

Die Auferstehung der Toten

Der Prophet Ezechiel beschreibt seine Vision: Er steht inmitten einer Ebene, und diese ist voll von dürren Gebeinen. Gott befiehlt ihm, zu ihnen zu sprechen. Da werden sie lebendig. Gott öffnet die Gräber und führt das Volk Israel in das Gelobte Land.

Das Jüngste Gericht

Christus ist am Himmel zum Jüngsten Gericht erschienen. Die Menschen entsteigen der Erde und werden gerichtet. Links schweben die Guten in den Himmel hinauf, rechts fahren die Verdammten zur Hölle. Dieses letzte Bild des Zyklus’ hat Kaspar Meglinger signiert.

Im Überfluss

Bei der Komposition des Bildprogramms dürfte das biblische Buch des Predigers inspirierend gewirkt haben. Der Prediger beschreibt Menschen, die im Überfluss leben – wie viele der auf den Brückenbildern dargestellten Leute, die trotz des ernsten Themas Lebenslust, Hochmut, Stolz und Selbstsicherheit ausstrahlen. Der das Buch einleitende Satz «Höchste Vergänglichkeit, spricht der Prediger, höchste Vergänglichkeit, alles ist vergänglich» lässt den Text mit denselben Worten auch wieder ausklingen. Vergänglichkeit, Eitelkeit und Nichtigkeit werden dabei gleichgesetzt. Der Kreislauf der Schöpfung ist auf der Spreuerbrücke gut spürbar. Das Wasser der Reuss rauscht vorbei.

Der Tod ist Mitspieler

Die Gemäldereihe konnte von jedem mit den lokalen Begebenheiten vertrauten Zeitgenossen sofort als Darstellung der Luzerner Gesellschaft gelesen werden. So sind zum Beispiel Patrizierfamilien porträtiert. Der dargestellte Tod dürfte dabei keine allzu grosse Wichtigkeit erlangt haben. Zu sehr wird er von den hochnäsigen Protagonisten und Protagonistinnen verdrängt. Der Tod fügt sich elegant in die Gruppen der Dargestellten ein. Als Mitspieler, nicht als Zerstörer.

Der Totentanz zum Hören

Der Audioguide zum Totentanz führt Sie über die Spreuerbrücke und bringt Ihnen die bemerkenswerten Bilder des Zyklus› näher.

Der Audioguide zum Totentanz, den das Historische Museum Luzern konzipiert hat, vermittelt Ihnen Hintergründe zu ausgewählten Bildern des Zyklus› und deren Geschichte. Hören Sie rein in das rund 20-minütige Hörspiel und erfahren Sie mehr zum bedeutenden Bilderzyklus der Spreuerbrücke. Sie können den Audioguide weiter unten anklicken. Starten Sie den Audioguide beim Historischen Museum. Er führt Sie vom linken Reussufer über die Brücke zum Mühlenplatz und wieder zurück.

Dank an das Historische Museum

Dieser Audioguide kann hier nur dank der Unterstützung des Historischen Museums Luzern angeboten werden. Herzlichen Dank für die wertvolle Zusammenarbeit.

Konzept/Regie: Buschi Luginbühl
Spiel: Martina Binz, David Gilgen, Manuel Kühne, Roger Pfyl, Franziska Senn und Walter Sigi Arnold
Musik: Till Löffler & Jakob Eisenbach (in Zusammenarbeit mit der ZHdK)
Gesang: Meret Roth
Tontechnik: Roland Fatzer

artworks-hdaVOTzFoccFC3Ic-Cl37Fw-t500x500

Audioguide zum Totentanz

Lassen Sie sich über die Spreuerbrücke führen und lauschen Sie den Geschichten.

Möchten Sie mehr über die Dreieckbilder erfahren
und die anderen Bilderzyklen ansehen?

Die Bilderwelten

Mehr erfahren
Spreuerbrucke-Luzern-_AN_0166_web-2000×970
Mehr zu Die Bilderwelten erfahren

Die Bilderwelten
der Hofbrücke

Mehr erfahren
kapellbruecke_innen-dreiecksbild-detail_web-1990×1000
Mehr zu Die Bilderwelten
der Hofbrücke erfahren

Die Bilderwelten
der Kapellbrücke

Mehr erfahren
kapellbruecke-dreiecksbild-077-a-1400×953
Mehr zu Die Bilderwelten
der Kapellbrücke erfahren