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Die Bilderwelten

Die Holzbrücken mit ihren dreieckigen Kunstwerken

Die Bibel, die Stadtheiligen, die Landesgeschichte und ein Totentanz: die Themen der aussergewöhnlichen Bilderzyklen.

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Bilderzyklen in seltener Form

Die Entstehung der Bilderzyklen von Luzerns Holzbrücken sucht seinesgleichen. Finanziert wurden die Gemälde auf eine spezielle Art.

Die drei Bilderzyklen der Holzbrücken von Luzern sind weltweit einmalig. Bildergeschichten im öffentlichen Raum und dreieckige Bilder sind in der Kunstgeschichte rar. Aussergewöhnlich ist auch, wie diese Zyklen mit gesamthaft über 460 Bildern geplant und ausgeführt worden waren.

Die Vorgehensweise wurde mit der Entstehung des ersten Bilderzyklus auf der Hofbrücke um 1550 entwickelt. Die Stadtregierung – in diesem Fall wohl die kirchliche und die weltliche Obrigkeit – beschloss, die Hofbrücke mit Bildern auszustatten. Sie sollen geschützt in die Giebel gehängt werden und den Kirchgängerinnen und Kirchgängern biblische Geschichten erzählen.

Gemälde aus dem Bilderzyklus der Hofbrücke

Jakobs Traum von der Himmelsleiter
Die Frauen und die Wahrheit
Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen
Pilatus wird von seiner Frau gewarnt

Jakobs Traum von der Himmelsleiter

In der Nacht legt sich die biblische Gestalt Jakob neben dem Weg schlafen. Da sieht er im Traum eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Auf ihr steigen Engel auf und nieder. Gott spricht zu ihm und sagt ihm, er wolle ihn und seine Nachkommen beschützen.

Die Frauen und die Wahrheit

Drei Kammerdiener des Perserkönigs Darius beschliessen einen Wettbewerb zur Frage «Was ist das Stärkste?» Einer schreibt: «Es ist der Wein.» Der Zweite: «Es ist der König.» Der Dritte: «Es sind die Frauen, über alles aber siegt die Wahrheit.» Er gewinnt den Preis.

Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen

Zehn Jungfrauen gehen mit ihren Lampen dem Bräutigam entgegen. Fünf von ihnen sind töricht und nehmen kein Öl mit, fünf sind klug und haben Öl mitgebracht. Der Bräutigam lädt die klugen Jungfrauen in den Hochzeitssaal ein, die törichten aber bleiben vor verschlossenem Tor.

Pilatus wird von seiner Frau gewarnt

Jesus erscheint vor Pilatus. Die Frau von Pilatus lässt ausrichten: «Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig. Ich hatte seinetwegen heute Nacht einen schrecklichen Traum.»

Eine Public-Private-Partnership

Einige wenige Bilder bezahlte die Regierung selbst. Sie wählte auch den Entwerfer der Bildinhalte, den Spruchverfasser und die Maler aus. Dann wurden die Ratsfamilien eingeladen, Bilder zu stiften, vorgegebene Bildthemen auszuwählen, einen Maler zu bestimmen und die Bilder zu bezahlen. Dafür durften sie sich in den unteren Ecken der Tafeln mit ihren Familienwappen und mit der Nennung ihrer Namen präsentieren. Dreissig Jahre später waren alle ungefähr 240 Bilder fertiggestellt.

Das Ergebnis fand so viel Gefallen, dass kurz darauf ein zweiter Zyklus für die Kapellbrücke in Angriff genommen wurde. Ratsbeschlüsse legten ausdrücklich fest, die Stifter seien gehalten, Themen aus einer Liste auszuwählen und Bilder in Auftrag zu geben, wobei am Konzept des Zyklus nichts verändert werden durfte. Schliesslich entstand in derselben Manier der letzte Zyklus auf der Spreuerbrücke, der um 1637 vollendet war.

Über 460 Dreieckbilder …

… waren ursprünglich auf den Luzerner Holzbrücken aufgehängt.

Bildaufbau mit Haupt- und Nebenszene

Die Tafeln stellen die Themen so dar, dass die dreieckige Form der Bilder gestalterisch genutzt wird. Die Hauptszene steht im Vordergrund. Ins Dreieck öffnet sich eine architektonische Perspektive oder eine weite Landschaft. Dramatischere Darstellungen nutzen die Spitze des Dreiecks aus, um die Hauptfigur dominant zu positionieren. Neben der Haupthandlung sind häufig noch kleinere, zurückgesetzte Nebenszenen auszumachen, oder dieselben Figuren tauchen mehrmals auf.

Auf dem schwarzen Bildrahmen erklärt ein zwei- bis vierzeiliger Vers das Thema, wobei der Inhalt dieses Verses nicht immer mit der Bildgestaltung übereinstimmt. Die Spruchdichter hatten sich offensichtlich nicht sehr genau mit den Malern abgesprochen.

Dieses Bild der Hofbrücke zeigt «Die Ermordung Amasas».
Dieses Bild der Hofbrücke zeigt «Die Ermordung Amasas».

Die Spruchdichter haben sich offensichtlich nicht sehr genau mit den Malern abgesprochen.

Heinz Horat, Kunsthistoriker und Buchautor

Gemälde aus dem Bilderzyklus der Kapellbrücke

So einfach geht das nicht mit dem Drachen
Die Luzerner Mordnacht
Der Museggumgang
Dank des Kaisers durften sie ins Horn blasen

So einfach geht das nicht mit dem Drachen

Der Nidwaldner Struth Winkelried wird wegen Totschlags verbannt. Er bietet an, einen bedrohlichen Drachen zu töten, um so sein Bürgerrecht zurückzugewinnen. In Ennetmoos tötet Struth den Drachen. Das Drachenblut vergiftet allerdings den Helden. (Gemäss wissenschaftlicher Nummerierung: Tafel 026)

Die Luzerner Mordnacht

Vermutlich hat die Luzerner Mordnacht am 24. Juli 1343 stattgefunden. Die Sage ist bekannt unter dem Titel «Die Mordnacht von Luzern», als ein schlauer Junge die Eidgenossen vor einem Überfall der österreichischen Anhänger rettete. (Gemäss wissenschaftlicher Nummerierung: Tafel 037)

Der Museggumgang

Zu Ehren der Gottesmutter wird jährlich eine Prozession abgehalten. Der Museggumgang findet jeweils am 25. März statt und wird zum wichtigsten kirchlichen Ereignis der Zentralschweiz. (Gemäss wissenschaftlicher Nummerierung: Tafel 039)

Dank des Kaisers durften sie ins Horn blasen

Chronisten berichten, Kaiser Karl der Grosse habe 811 in der Provence gegen die Mauren gekämpft. Sein Sohn Roland sei gefangengenommen worden. Weil sich die Luzerner besonders ausgezeichnet hätten, habe ihnen Karl erlaubt, Harsthörner, wie sie Roland liebte, zu blasen. (Gemäss wissenschaftlicher Nummerierung: Tafel 025)

Familienforschung

Die Stifterfamilien sind mit ihren Familienwappen und ihren Namen auf den Giebelbildern prominent präsent. Sowohl Männer als auch Frauen werden namentlich erwähnt. Deshalb sind die Gemälde eine wichtige familiengeschichtliche Quelle. Welche öffentlichen Funktionen nahmen die Männer wahr? Wer waren die Frauen, die in anderen historischen Dokumenten häufig nicht genannt wurden? Wer genau hinschaut, findet Antworten.

Vorlagen aus dem Vatikan?

Woher letztlich die Idee stammte, die Luzerner Holzbrücken mit Bildern auszustatten, ist nicht restlos geklärt. Einen Impuls könnte Raffaels Kunst im Vatikan gegeben haben.

Wann welcher Bilderzyklus entstanden ist

Zirka 1552 bis 1580

Hofbrücke

Zirka 1614 bis 1624

Kapellbrücke

Zirka 1616 bis 1637

Spreuerbrücke

Restaurator

Der Mann der Giebelbilder

Marco Rebel kontrolliert und restauriert die Dreieckbilder von Kapell- und Spreuerbrücke.

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Gemälde aus dem Bilderzyklus der Spreuerbrücke

Der Tanz der Toten
Die Priorin
Der Fähnrich
Der Jäger

Der Tanz der Toten

Acht Skelette tanzen und hüpfen im Kreis. Sie schwingen Hacke, Spaten, Pickel, Schaufel, Sense, Sanduhr, Pfeil und Bogen. Einer spielt den Triangel, ein anderer bläst die Längstrompete, ein Symbol des vergangenen Ruhmes.

Die Priorin

Die Priorin sinkt an ihrem Betstuhl zusammen, während zwei Tote ihren Bettvorhang zurückziehen. Die Zelle ist hübsch ausgestattet. Zwei Tauben turteln am Boden. Auf dem Fensterbrett steht eine Zimmerpflanze, daneben hängt ein Vogelkäfig.

Der Fähnrich

Der nackte Tod entreisst dem Fähnrich das Feldzeichen der Eidgenossen, das rote Banner mit dem weissen Kreuz. Die Hauptfigur dürfte den Stifter des Bildes darstellen.

Der Jäger

Ein Teil einer Jagdgesellschaft versammelt sich am Waldrand zum fröhlichen Fest. Der nackte Tod tritt mit einer Art Feldflasche heran und holt den Jäger aus der Runde. Die Dargestellten sind Mitglieder der Stifterfamilie Zur Gilgen.

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