Leben auf den Brücken
Es kreucht und fleucht rund um die Kapellbrücke. Ob Wasserfledermaus, Alpensegler oder Brückenspinne: So ein offenes Holzbauwerk bietet Unterschlupf für ganz schön aussergewöhnliche Tierarten.
Um sie zu finden, braucht es Geduld, gute Augen und spitze Ohren: Welche Tiere es auf der Kapellbrücke zu entdecken gibt und wer in den Ritzen der Brückenpfeiler wohnt.
Auf dem Dach die Möwen und die Flechten, im Wasser die Algen und die Seeforellen: Auch die Kapellbrücke trägt einen massgeblichen Teil zur städtischen Biodiversität bei.
Da leben direkt unter dem Brückenboden – ganz unbemerkt von den Passantinnen und Passanten – Fledermäuse, und der Wasserturm beherbergt die grösste Alpensegler-Kolonie des Kantons Luzern. Insekten gibt es hier jedenfalls genug für alle. Und wer an der Brüstung steht, entdeckt die eine oder andere Seeforelle oder beobachtet eine Reiherente bei ihrem Tauchgang.
Die imposanten Flugspiele der Alpensegler an schönen Sommerabenden sind legendär. Mit typischem Trillerruf umkreisen sie in den Abendstunden den Wasserturm, steigen immer wieder in grössere Höhen und lassen sich fallen. Es ist das Schlafen-Gehen-Ritual der Kolonie. Die perfekt an das Leben in der Luft angepassten Alpensegler bleiben dem gewählten Nistplatz und ihrem Brutpartner ein Leben lang treu. Seit Jahrzehnten brüten im Dachraum des Wasserturms Brutpaare. Im oberen, hölzernen Teil des Turms direkt hinter der Aussenwand befinden sich die meisten Brutplätze.
Die Vögel kehren im April aus ihren Winterquartieren im tropischen Afrika zurück und läuten den Frühling in Luzern ein. Als Jäger von Fluginsekten finden sie bei uns nur im Sommer genügend Nahrung. Ob fressen oder schlafen: Selbst im Dauerflug können die Tiere ihre Körperfunktionen aufrechterhalten. Alpensegler sind auf der «Roten Liste» als potenziell gefährdet aufgeführt.
brüten die Segler im Wasserturm
nisten hier jedes Jahr
legt das Weibchen Mitte Mai
werden die Eier gebrütet
sitzen die Nestlinge im Nest
… Alpensegler-Kolonie des Kantons Luzern brütet im Wasserturm.
Möwen, Enten, Schwäne und Taucher: Tausende Wasservögel verbringen alljährlich den Winter inmitten der Stadt Luzern. Im Sommer sind es nur einige Hundert. Diese Schwankung hängt mit dem Wanderverhalten der Wasservögel zusammen. Im klaren, nur wenige Meter tiefen Wasser gedeihen Laichkräuter und Armleuchteralgen prächtig. Diese bilden zusammen mit den Wandermuschelbänken die Nahrungsgrundlage der Wasservögel.
Beim Wasserturm sind im Winterhalbjahr oft Reiher- und Tafelenten zu entdecken, die in der Reuss nach Wandermuscheln tauchen und sich im Strömungsschatten des Wasserturms ausruhen. Nebst Dutzenden von Schwänen gibt es im Reussabschnitt zwischen Wasserturm und Jesuitenplatz auch Blässhühner und Stockenten zu sehen, während die Lachmöwen in Reih und Glied auf dem Dach der Kapellbrücke sitzen. Hie und da setzt sich sogar eine Sturm- oder Mittelmeermöwe dazwischen.
Sie ist die Wildente schlechthin
Mit dem typischen Federschopf auf dem Kopf
Die zweithäufigste Entenart im Winter
Überwinterungsgast aus Spanien
Der grösste heimische Wasservogel
Die Luftakrobatin sorgt auch mal für Lacher
Grösser und kräftiger als Lachmöwen
Die einzige in der Schweiz brütende Grossmöwe
Zweithäufigster in der Schweiz brütender Wasservogel
Die grösste aller Schwimm- und Tauchenten
Gut gemeint, aber kontraproduktiv
Die Fütterung von fliegenden Stadtbewohnern ist wenig hilfreich. Langfristig leiden die Tiere eher darunter.
Tierbeobachtungen machen Freude und ermöglichen Einblicke ins Verhalten der Tiere. Wasservögel sind aber nicht auf unser Futter angewiesen. Im Gegenteil: Das gutgemeinte Füttern fördert die Übertragung von Krankheiten. Zudem werden so Ratten und Tauben gleich mitgefüttert, die sich in Folge unkontrolliert vermehren.
Mit dem Füttern von Tauben erweisen die Tierfreunde ihren Lieblingen einen schlechten Dienst. Werden die Vögel gefüttert, vermehren sie sich stark und leben zwangsläufig enger zusammen. Krankheiten und Parasiten können sich einfacher ausbreiten, was sich negativ auf den Gesundheitszustand der Tiere auswirkt. Mit dem Projekt «Stadttauben Luzern» ruft die Stadt deshalb die Bevölkerung dazu auf, Tauben nicht zu füttern. In der Stadt Luzern sollen weniger, dafür gesündere Tauben leben.
Die Artenvielfalt auf den historischen Holzbrücken freut nicht alle
Kot von Vögeln und Spinnen auf Kunstwerken, Stein oder Holz beschädigt deren Oberfläche. Spinnennetze beschleunigen im Brandfall das Feuer wie Zunder.
Die Brückenkreuzspinne ist nachtaktiv und hält sich tagsüber in ihrem Schlupfwinkel auf. Gut sichtbar sind aber ihre grossen, kreisförmigen Radnetze. Sie ist eine verbreitete und häufige Spinnenart, die sich vorwiegend an Brücken in der Nähe von Gewässern aufhält.
Sie sind sehr gesellig. Die Brückenkreuzspinne baut ihr Netz gern neben Lichtquellen wie zum Beispiel der Beleuchtung auf der Kapellbrücke, wovon nachtaktive Insekten angelockt werden. Wer das alles wegputzt und warum das sein muss.
Unbemerkt von den meisten Passanten herrscht auch unter den Holzbrücken lebendiges Treiben. Nur wer aufmerksam ist, bekommt Fische und Fledermäuse zu sehen.
Von den 35 Fischarten des Vierwaldstättersees könnte von jeder immer wieder mal ein Exemplar unter der Kapellbrücke durchflitzen. Einige davon sind gefährdete oder sogar vom Aussterben bedrohte Arten. Wie die Nase, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen haben.
Ebenfalls stark gefährdet sind die heimischen Seeforellen. Diese steigen zur Fortpflanzung nicht wie üblich in das Gewässer ihrer Herkunft auf, sondern schwimmen zum Laichen flussabwärts in die Reuss. Eine lokale Eigenheit. Mit geübten Augen sind im November und Dezember sogar Seeforellen bei der Fortpflanzung zu beobachten.
Vom Aussterben bedroht
Stark gefährdet
Verletzlich
Potenziell gefährdet
Tagsüber ruhen sie in ihrem Versteck unter der Kapellbrücke. Abends jagen sie über die Wasseroberfläche der Reuss. Ungeachtet des Getrampels über ihnen, ziehen Wasserfledermäuse hier Sommer für Sommer ihre Jungen auf. Fledermäuse benutzen immer wieder dieselben Quartiere, wo sie kopfüber schlafen. Trotz ihrer geringen Körpergrösse hat die Wasserfledermaus ordentlich Appetit – rund 500 Mücken frisst sie pro Jagdflugstunde.
Ihre Beute findet sie mit Hilfe der Ultraschall-Echoortung. Das heisst: Sie ruft pausenlos, für den Menschen nicht hörbare, Signale in die Nacht. Die Signale treffen auf ein mögliches Beutetier und kommen als Echo zurück. Die Wasserfledermaus ist wie alle Fledermausarten gesetzlich geschützt und gilt als gefährdet. Wer sich für ihren Schutz einsetzt und wieso das wichtig ist, erfahren Sie hier.